Die Klebrigkeit der Negativität: Warum dich ein negatives Kommentar nicht loslässt

Warum fällt es leichter sich in Negativem zu verbeißen, als in Positivität aufzugehen? Wie kommt es, dass uns ein abfälliges Kommentar so viel tiefer trifft als ein Kompliment? Die Ursache dafür liegt weit, weit zurück, doch glücklicherweise liegt der Schlüssel zur Veränderung in unsren Händen.

Wenn wir uns nicht mehr so leicht von negativem Zeugs einnehmen lassen wollen, dann müssen wir zuerst wissen, womit wir es zu tun haben. Also schauen wir uns zur Abwechslung mal die Natur der Negativität genauer an.

Verkehrte Welt

Stell dir vor, du machst eine Präsentation und sprichst zu einer Gruppe von Leuten. Du blickst in deren Gesichter und siehst, alle sind an deinen Ausführungen interessiert, manche lächeln sogar. Alle…bis auf einen einzigen Menschen. Dieser guckt richtig genervt drein.

Wie hoch stehen die Chancen, dass du alle andren übersiehst und dich rein auf die genervte Person fokussierst? Wie lange dauert es, bis sie dich aus dem Konzept bringt, weil du innerlich nur mehr drüber nachgrübelst, was ihr wohl nicht passen könnte an deiner Arbeit? Alle sind neutral bis positiv. Nur ein Mensch ist negativ eingestellt und schwupps, schon nimmt dieser deine Wahrnehmung völlig für sich ein.

Negative Kommentare kommen mit solcher Wucht daher, dass sie sicher gehört werden, während so manches liebevolle Wort völlig untergeht.

Ich kenne diese Herausforderung selber vom Unterrichten bzw. Sprechen vor Publikum gut, aber im Alltag ist es ganz das selbe. Wir konzentrieren uns so sehr auf eine kleine Holprigkeit und füttern sie mit so viel Aufmerksamkeit, dass sie zu einem handfesten Drama wächst und den ganzen Tag beherrscht. Jenes, das gut läuft, sehen wir gar nicht mehr.

Das ist doch eine verkehrte Welt, oder? Dennoch sind wir nicht durch die Hasenhöhe gefallen und in einer anderen Welt gelandet. So läuft’s doch täglich in unserem Leben in dieser Welt, die wir normal nennen, die jedoch bei genauerem Hinschauen in vielerlei Hinsicht völlig verkehrt ist.

Oh so laut!

Bei den Kommentaren auf Social Media ist dieser Hang, dem Negativen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, besonders deutlich sichtbar. Fällt es dir auch auf, dass die negativen irgendwie einen höheren Lärmpegel zu haben scheinen und uns zurufen: „Reagiere auf mich!“ Hast du schon mal beobachtet, wie viele Menschen sich die Mühe machen auf negative Kommentare zu reagieren, während sie die positiven unbeachtet lassen?

Negative Kommentare – nicht nur auf Social Media, sondern auch live – kommen mit solcher Wucht, solcher Energie daher, dass sie sicher nicht ungehört untergehen, wie so manches liebevolle Wort. Wieso überhören wir Schönes und Gutes so viel leichter als Negatives?

Ganz schön langlebig 

Negative Botschaften scheinen ausserdem eine längere Lebensdauer zu haben. Na toll. Ist dir doch auch schon aufgefallen: Du bekommst viele positive Kommentare und freust dich zwar, doch ist nur ein negatives dabei, dominiert es deine Gedanken tagelang.

Wie jeder Strudel, der etwas auf sich hält, erzeugen auch die Gedankensprialen einen starken Sog. So zieht ein negatives Kommentar immer mehr Aufmerksamkeit in sich hinein, schluckt erbarmungslos unsere Energie und ermöglicht sich selbst dadurch ein langes Leben.

Manchmal beeinflusst ein abwertender Satz in der Kindheit über unser Aussehen oder unsere Intelligenz das ganze Leben und bricht so manchen zarten Flügel an Selbstwertgefühl oder Talent bevor er noch die Chance hatte, mal richtig zu wachsen. Damit die Wirkung dieses negativen Kommentars nicht jahrelang bei uns bleibt, braucht es eine ganze Fülle an liebevollem Zuspruch mit extragroßer Kirsche drauf und einige bunte Bambi Pflaster.

Sowas von klebrig

Positive Worte gleiten oft so mühelos an unserem Selbstverständnis ab, während Negatives eine unsympathische Klebrigkeit aufweist und mit erstaunlicher Konsequenz an uns haften bleibt.

Egal wie sehr wir uns Mühe geben, nicht mehr dran zu denken, poppt es doch immer wieder auf und manövriert sich mit seinen klebrigen Fingern unermüdlich, wieder und wieder, an die vorderste Front unserer Aufmerksamkeit.

Warum Negatives leichter fällt

Warum also fixieren wir uns eigentlich so viel leichter, intensiver und länger auf Negatives? Die Erklärung finden wir in unserer Vergangenheit. Ich habe kürzlich gelesen, dass diese Tendenz in uns mal wichtig war für’s Überleben. Als wir noch ohne hübsche, sichere Häuser gelebt haben, war es lebenswichtig, dass wir drohende Gefahr blitzschnell entdecken und dann nicht darauf vergessen, sondern permanent auf der Hut bleiben. 

Wir sind darauf programmiert Negatives sofort sehen und darauf konzentriert zu bleiben.

Hätten wir uns gedacht „Ach wird schon nichts sein. Lass uns doch den schönen Sonnenuntergang genießen“, wären wir alle heute wahrscheinlich nicht hier. Wir sind also aus gutem Grund so programmiert, dass wir Negatives sofort sehen und darauf konzentriert bleiben.

Unpraktisch ist allerdings, dass wir zwischen lebenswichtigem Zeugs und Kleinigkeiten nicht so richtig unterscheiden. Wir halten an Dingen fest, die mit unserem Überleben absolut nichts zu tun haben.

Da der Großteil der Menschheit glücklicherweise nicht mehr ständig über die Schulter gucken muss, um sicher durch den Tag zu kommen statt zum Mittagssnack zu werden, können wir’s uns leisten, unser Gehirn umzuprogrammieren.

Mentale Fitness

Wir Menschen haben uns in anderen Bereichen ja auch an die Lebensumstände jetzt angepasst. Früher sind wir den ganzen Tag rumgelaufen und jetzt müssen wir eben im Fitnesscenter schwitzen, um die Muskeln glücklich und gesund zu erhalten. Genauso müssen wir jetzt eben auch innerlich schwitzen und uns darauf trainieren, den Fokus auf’s Positive zu lenken.

Mit welchen einfachen und kraftvollen Strategien wir unser Gehirn mit neuen, nährenderen Verbindungen verwöhnen, darüber quaken wir in der nächsten Folge.

Etwas Positives aber schon vorab: Positivität ist nicht angeboren oder bei bestimmten Menschen einfach so da. Nein, auch nicht bei den Menschen, denen scheinbar alles zufliegt und bei deren Leben immer so leicht aussieht. Hinter einer positiven Einstellung stecken weder Glück noch Veranlagung.

Alle können sich eine positive Einstellung angewöhnen und der Mensch sein, der aus Schwierigkeiten Sprungbretter zaubert und statt Probleme spannende Möglichkeiten sieht. Nächstes Mal teile ich meine Strategien für mehr Positivität im Leben.


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